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3) Wasserqualität, Nährstoffe und Fangerträge

Fakten3a) P-Gehalt und Fangertrag

[In der Rubrik 'Fakten' werden Aussagen, Präsentationen und Grafiken der Experten gesammelt und weitere Quellen (Gutachten, Studien...) bereitgestellt] Konsens:


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Argumente3b) P-Entwicklung und Biodiversität

[In der Rubrik 'Argumente' sind die Aussagen von Teilnehmnden des Dialogforums gesammelt. Dies sind die Probleme, Lösungen, Bedenken und Informationen, die die Teilnehmenden während der Veranstaltungen geäußert oder selbst in das Wiki eingestellt haben]

Probleme

  • Es ist eine sachliche Diskussion über Phosphor nötig, das ist kein Gefahrstoff.
Konsens:

  • In Berichten wird immer der Wert für Gesamtphosphor Ptot dargestellt. Wir müssen aber auch den Gehalt an löslichem Phosphor (Phosphat PO4-P) wissen. Das Fischfutter-relevante PO4-P ist geringer als der Gehalt an Gesamtphosphor Ptot – es wird zu wenig über das pflanzenverfügbare Phosphor gesprochen.

  • Von Seiten des Gewässerschutzes wird das Phänomen 'Phosphor' in der Diskussion gerne margi­nalisiert – der Phosphorgehalt ist am Bodensee der wichtigste Einflussfaktor auf den Fangertrag.

  • Es gibt auf europäischer Ebene Bemühungen, den Phosphoreintrag aus der Landwirtschaft in Fließgewässer zu begrenzen; da wird der Phosphorgehalt im See noch weiter zurückgehen.

Lösungsvorschläge

  • Wir können über einen höheren P-Gehalt den Ertrag bei Felchen deutlich verbessern. Für die Berufsfischerei ist das Felchen die Grundlage. Alle anderen Maßnahmen bringen nur zusätzlichen Nutzen. 10 – 12 mg/m3 Phosphor als Ziel.

  • Wir haben ja jetzt schon ein Phosphatmanagement über unsere Kläranlagen. Dieses wollen wir verändern.

  • Für die Frage des Phosphormanagements müssen alle Interessengruppen umfassend zusammenarbeiten und die Wechselwirkungen umfassend prüfen.

Bedenken

  • Die öffentliche Information zum Phosphor-Gehalt zeigt nicht den Fischerei- relevanten Wert.

  • Es gibt unterschiedliche Einschätzungen / Bewertungen bzgl. der Algensituation.

  • Der Zusammenhang zwischen der Höhe des Phosphorgehaltes und dem Fischertrag wurde von Seiten des Gewässerschutzes nie kategorisch verneint. Aber seit 2012 fehlt der klare Zusammenhang zwischen Ertrag und Phosphorgehalt.

  • Wenn wir Fischer im Dialogforum mit belastbaren Fakten (nicht Thesen) feststellen, dass unsere Forderungen dem Bodensee schaden, dann ziehen wir sie zurück.

  • Die kleinere Zahl der Kläranlagen im Wassereinzugsgebiet liegt direkt am See.

Informationen der Teilnehmenden

  • Es gibt verschiedene Arten von Phosphor.

  • Gibt es beim Seenforschungsinstitut in Langenargen eine Zeitreihe von PO4-P? → Die Daten zum pflanzenverfügbaren Phosphor liegen vor, werden aber weniger kommuniziert.

  • Unterschied zwischen Jahresmittelwert und Zirkulationswert beachten. Der offiziell genutzte Wert wird bei der Messstelle Fischbach-Uttwil entnommen. In der Bregenzer Bucht ist der Phosphorgehalt höher.

  • Ist der leichte Anstieg des Phosphorgehalts seit 2010 durch verbesserte Messmethoden erklärbar? → Im Obersee gab es in den letzten Jahren keine Veränderung der Messmethoden.

  • Der Phosphoreintrag aus den Kläranlagen im Einzugsgebiet des Bodensees ist seit 2003 jedes Jahr etwa gleich hoch. Das Ökosystem reagiert sehr träge.

  • Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen dem Phosphorgehalt des Sees (Algennährstoffe) und dem Felchenertrag. Eine fischereiökologische Bewertung des Bodensees kann zuverlässig am P-Gehalt festgemacht werden.

  • Der Felchenertrag ist prozentual stark gesunken. Den höchsten Felchenanteil gab es bei ca. 20 mg/m3 Phosphor im See, das war kurz vor und nachdem beim Peak der Gipfel erreicht wurde.

  • Langsames Wachstum der Felchen bedeutet, dass es mehr Kohorten gleichzeitig gibt.

  • 2015 gab es eine Kieselalgenblüte, die Fische haben 10 Wochen lang kein Plankton gefressen.

  • Die Darstellung der Algenmasse über die Zeit ist informativ. Bei anderen Schweizer Seen bietet sich ein vergleichbares Bild bei deutlichen Unterschieden im Phosphorgehalt.

  • Aus Gründen des Korrosionsschutzes darf man dem Trinkwasser max. 2 mg/l Phosphor beimischen. Am Bodensee diskutieren wir über 5 – 15 mg/m3.

  • Die Eisenfällung, mit der in Kläranlagen der Phosphor herausgefiltert wird, bindet auch sonstige Schadstoffe, die anthropogen ins Wasser eingebracht wurden.

  • Für die menschliche Gesundheit ist der Wert von 15 mg/m3 P kein Problem – in der Wurst steckt viel mehr. Aber aus Gründen der Wechselwirkungen mit anderen Stoffen im See kann sich die Trinkwasserqualität verschlechtern. Derzeit findet z.B. auf europäischer Ebene eine Diskussion um die Neubewertung von Arsen und deutlich strengere Grenzwerte statt.


--------------------------------------Thema

Fragen3c) Abwasserbehandlung und P-Gehalt

[Die Rubrik 'Fragen' zeigt das Ergebnis des ersten Dialogforums, die Frageliste als Grundlage für den Faktencheck. Weitere Fragen wurden von den Teilnehmenden ergänzt]

Welche Chancen bzw. Risiken bestehen bei einem Phosphatmanagement (Trinkwasser, Fischerei, Tourismus u.a.)? (8 Pkte)Konsens:

Was ändert sich beim Fischertrag und Einkommen der Fischer, wenn der Phosphorgehalt von 7 auf 12 mg/m3 steigt? (5 Pkte.)

Jeder Hauptnutzer soll begründen, warum er welches P-Ziel will? (5 Pkte.)

Kann Konsens darüber erzielt werden, dass der mittlere Felchenertrag am P hängt? (4 Pkte.)

Wie hat sich die Biodiversität aufgrund der P-Entwicklung verändert? (4 Pkte.)

Welche Gefahren gehen bei einem Phosphorgehalt bei 15 mg/m3 aus? (3 Pkte.)

Was war schlecht, als der Phosphorgehalt noch bei 15 mg/m3 lag? (2 Pkte.)

Schließt die EU-Wasserrahmenrichtlinie eine Erhöhung von P im Bodensee aus? (2 Pkte.)

Wie will man die P-Konzentration erhöhen, ohne die anderen Kompartimente zu belasten? (2 Pkte.)

Wie wirkt sich eine weitere Reduzierung des P-Gehalts der Zuflüsse auf den P-Gehalt im Bodensee aus? (1 Pkt.)

Was kosten die letzten 5% P-Fällung in den Kläranlagen? (1 Pkt.)

Mit welchen Mitteln und um welchen Wert müsste die P-Emission an den Quellen erhöht werden, um auf 15 mg/m3 im See zu kommen? Welche technischen Voraussetzungen wären dazu nötig? (0 Pkte.)

Weitere Fragen / Ergänzungen / Vertiefungsfragen:

  • Über welche Art von Phosphor sprechen wir?

  • Entsprechen der P-Gehalt und die Fangerträge der Zeit um ca. 1930?

  • Welche anderen Einflüsse wirken auf die Fangerträge (außer Phosphor)?

  • Was ist der Zielzustand bzgl. P aus Sicht des Gewässerschutzes, wohin wollen sie?

  • Können wir ab heute einen für die Fischerei aussagekräftigeren Messwert bzgl. P / Nährstoffe finden?

  • Gibt es Mehrjahresbilanzen zu P, Nährstoffen und Fangerträgen einzelner Fischarten?

  • Wieviel P braucht eine Felchenpopulation?

  • Wieviel P verträgt der See?

  • Gesamt-Ökosystem Bodensee: Hat ein Zustand von 10-15 mg/m3 P negative Auswirkungen auf Trinkwasser, Tourismus, Artenvielfalt usw. (als Begründung dafür, dass die Fischer ihren Broterwerb verlieren)?

  • Was würde bei 10 – 15 mg/m3 P am Seegrund mit dem Sauerstoff passieren? Was war schlecht bei 15 mg/m3 P? Welche Gefahren gehen von einem Phosphorgehalt von 10 -15 mg/m3 aus?

  • Welche Auswirkungen haben andere Schadstoffeinträge (Boote, Flugverkehr, Pestizide, Hormone...) - auch mit ihren Auswirkungen auf den / im Zusammenwirken mit dem P-Gehalt?

  • Wenn man ein Wirkungsmodell für den P-Eintrag erstellt: was passiert im Gesamtsystem, welche Risiken sind erkennbar?

  • Wie wirkt sich die weiter geplante Reduzierung des P-Gehalts in den Zuflüssen des Bodensees auf den P-Gehalt und damit des Wachstums im Bodensee aus?

  • Welche Anforderungen hätte der Trinkwasserschutz und die Reinigungsleistung der Kläranlagen zu erfüllen, wenn der P-Gehalt erhöht würde? Welche zusätzlichen Reinigungsmethoden bräuchte es? Welche Kosten würden entstehen? → aber erst beantworten: was passiert bei 15 mg/m3 P?

  • Welche finanziellen Mehrkosten verursachen die letzten 5-8% P-Fällung in den Kläranlagen von 90% auf 95-98% am Bodensee und wieviel Geld könnte damit der einzelne Wassernutzer dabei sparen. Könnte das eingesparte Geld dann nicht für weitere Forschungen hinsichtlich der Gewässerreinigung verwendet werden ?


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Konsensformulierungen

[Als Ergebnis des zweiten und dritten Dialogforums zeigen die Konsensformulierungen, in welchen Punkten die verschiedenen Nutzergruppen des Bodensees übereinstimmen]

Phosphorgehalt und Fangertrag

Wieviel P braucht eine Felchenpopulation?

Felchen kommen prinzipiell mit wenig Phosphor aus, denn sie haben sich in einem oligotrophen System entwickelt. Sie wachsen dann langsamer.

Kann Konsens darüber erzielt werden, dass der mittlere Felchenertrag am P hängt?

Der mittlere Felchenertrag hängt am P als einem entscheidenden Einflußfaktor. P bestimmt maßgeblich das Ertragsniveau eines Sees. Das zeigt sich u.a. am Wachstum der Fische (messbar an den ‚Jahresringen‘ der Fischschuppen). Dieser Punkt sollte beim nächsten DF nachgearbeitet werden.

Können wir ab heute einen für die Fischerei aussagekräftigeren Messwert bzgl. P / Nährstoffe finden?

In verschiedenen Seen haben wir bei gleichen P-Werten große Wachstumsunterschiede. P gibt den Rahmen vor, aber andere Faktoren spielen auch eine Rolle. Es geht nicht nur um den Nährstoff allgemein, sondern beispielsweise auch um das Verhältnis verschiedener Nährstoffe zueinander (z.B. P zu N), die z.B. die Artenzusammensetzung und damit die Futtereignung des Phytoplanktons ändern. Darüber haben wir bisher sehr wenig Wissen. Wir haben keine Hinweise, dass dies in Bezug auf den Bodensee eine Rolle spielt.

Was ändert sich beim Fischertrag und Einkommen der Fischer, wenn der Phosphorgehalt von 7 auf 12 mg/m3 steigt?

Rückwirkend betrachtet war der Felchenertrag bei 10-15 mg/m3 P höher (ca. 1955-60 und 1998-2002).

Wie hat sich die Biodiversität aufgrund der P-Entwicklung verändert?

Beim Phytoplankton zeigt sich die Situation in verschiedenen Seen widersprüchlich, die Entwicklungen sind zum Teil konträr. Für rückwirkende Analysen ist die Datengrundlage schlecht, aber betrachtet man die Kieselalgen im Sediment des Bodensees, so war die geringste Biodiversität in Zeiten des höchsten P-Gehalts und hat sich heute wieder deutlich erhöht. Zur Biodiversität gibt es noch Forschungsbedarf.Thema