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4) Fangertrag, Artenzusammensetzung und Neozoen

4a) Welchen Einfluß haben Neozoen

Konsens:

Welche relevanten Einflußfaktoren gibt es auf die Nahrungskette? Verstehen wir die Zusammenhänge?

Nährstoffe werden von verschiedenen Algen aufgenommen. Diese sind wiederum Nahrung für Wasserflöhe, Muscheln etc., die Nahrungskonkurrenten sind. Die Felchen wiederum ernähren sich zusammen mit anderen Fischen von den Wasserflöhen. Mehr P bedeutet nicht automatisch mehr Felchen, sondern zuerst einmal mehr Nährstoff für die Nahrungskette und damit auch generell mehr Nahrungsangebot für Fische. Der Felchen wird natürlich ebenfalls davon profitieren. Das Zusammenspiel verschiedener Arten und Prozesse im Ökosystem verstehen wir aber noch zu wenig (Forschungsschwerpunkt im Resilienzprojekt der IGKB).

Die Kieselalgenblüte 2015 war ein historisch neues Phänomen. Welche Ursachen hatte sie?

Kieselalgenblüte-Ereignisse gab es schon früher und gibt es auch in oligotrophen Seen. 2015 war ein herausragendes Ereignis von besonderer Intensität. Wenn das Wasser mehr eutrophiert ist, sind die Calcitkristalle größer und bleiben weniger lang in der Schwebe. Aus Sicht der Praktiker wurde die Kieselalgenblüte 2015 als historisch neues Phänomen wahrgenommen.

Welchen Einfluß haben Neozoen (Schwebgarnelen, Höckerflohkrebse u.a.) auf die Populationsentwicklung der Bodenseefelchen?

Es gibt sehr wenig Informationen darüber, dass Neozoen eine große Bedeutung als Futter für die Entwicklung der Felchen haben. Sie können jedoch Nahrungskonkurrenten für die Futtertiere der Felchen sein (Muscheln als Nahrungskonkurrenten für Wasserflöhe).

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4b) Das Stichlingsproblem

Konsens:

Welche Auswirkungen haben die Stichlinge / Neozoen?

Die Stichlingssituation ist derzeit wissenschaftlich nicht erklärlich. Stichlinge sind sowohl Fressfeinde als auch Futterkonkurrenten für die Felchen. Felchenlarven haben bisher offensichtlich kein adäquates Verhaltensrepertoire gegen das Fressverhalten der Stichlinge entwickelt. Außerdem haben Stichlinge dieselbe Hauptnahrungsquelle wie die Felchen. Aufgrund ihres massiven Auftretens kann die Entwicklung der Fangerträge nicht mehr zuverlässig vorhergesagt werden.

Welche Einflußfaktoren wirken auf die Stichlingspopulation? Weshalb konnten sich die Stichlinge so stark vermehren und bis heute halten?

Vor dem Projekt Projet Lac wäre diese Stichlingspopulation nicht für möglich gehalten worden und die Wissenschaft hat noch keine Erklärungen dafür. Stichlingspopulationen können sich sehr schnell an neue Umweltbedingungen anpassen. Im Bodensee haben sich die Stichlinge so entwickelt, dass sie das Freiwasser besiedeln können, sie sind bspw. größer als vergleichbare Stichlingspopulationen in anderen Seen. Für die weitere Entwicklung der Stichlingspopulation im Bodensee gibt es einige Hypothesen, dazu besteht noch Forschungsbedarf. Wichtige Untersuchungsbereiche sind bspw. die Parasitierung und die Entwicklung der Population fischfressender Vögel.

Weshalb sehen wir die Stichlinge nicht im Uferbereich laichen?

Auch dazu gibt es keine abschließenden Antworten. Man sieht die Stichlinge zwar an bestimmten Stellen massenhaft am Ufer laichen, aber sehr unregelmäßig verteilt. Zum Teil gehen sie auch in Zuflüsse. Ein Forschungsprojekt dazu ist angelaufen.

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4c) Der Kormoran

Konsens:

Spielt der Kormoran am Bodensee noch eine Rolle? Welche Rolle spielt der Kormoran in der heutigen Ertragssituation?

Der Kormoran ist am Bodensee ursprünglich kein heimischer Brutvogel. Der Anstieg der Anzahl an Kormoranen im gemeinsamen Naturraum Bodensee hält ungebrochen an und ist im letzten Jahr auf einem Rekordniveau. Zusammen fressen sie etwa 150-160 t Fisch. Sein Einfluss auf den Fischbestand ist aber vor allem im Flachwasser und in Buchten relevant. Eine Bodensee-einheitliche Strategie ist dringend notwendig.

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