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1b) Die wirtschaftliche Situation der Fischerei

Fakten

[In der Rubrik 'Fakten' werden Aussagen, Präsentationen und Grafiken der Experten gesammelt und weitere Quellen (Gutachten, Studien...) bereitgestellt]

        Landtag Baden-Württemberg_Ökonomische Situation Bodenseefischer

        Blaufelchenbericht IBKF 2016 Fangjahr 2015

        IBKF_Barschbericht_Fangjahr_2015

        IBKF_Gesamtbericht 2015

Die IGKF geht davon aus, dass die Zahl der Fischereibetriebe von derzeit 110 auf etwa 70 – 80 reduziert werden muss, um den Betrieben das Überleben zu sichern (Quelle: Landtag von Baden-Württemberg 2013: Ökonomische Situation der Berufsfischer am Bodensee – zukünftige Konzeptionen für einen effektiven Gewässerschutz im Einklang mit Fischerei und Tourismus. Landtagsdrucksache 15/4468 vom 11. Dez. 2013.).

Argumente

[In der Rubrik 'Argumente' sind die Aussagen von Teilnehmenden des Dialogforums gesammelt. Dies sind die Probleme, Lösungen, Bedenken und Informationen, die die Teilnehmenden während der Veranstaltungen geäußert oder selbst in das Wiki eingestellt haben]

Probleme

  • Die ökonomische Seite für die Fischerei stimmt nicht mehr. Seit 5 Jahren geht der Fangertrag der Berufsfischer jedes Jahr im Sturzflug nach unten. Der Berufsstand steht mit dem Rücken zur Wand – die schnellen Veränderungen führen zu einem wirtschaftlichen Desaster. Die Fischerei lebt von der Substanz, hat keine verfügbaren Mittel mehr (Investitionsstau).

  • Die Bewirtschaftungsmethoden der Fischerei geben noch Spielraum zu Verbesserungen, u.a. haben die Berufsfischer auf der letzten IBKF eine flexible Kommission gefordert, um schneller auf die tatsächlichen Bedingungen eines Fischereijahres einwirken zu können. Dies wurde von einigen Anrainerländern abgelehnt, weil dafür keine „Manpower“ vorhanden sei (d.h. es fehlt an Personal/Geld).

Lösungsvorschläge

Bedenken

Informationen der Teilnehmenden

  • 2003 gab es 1.000 t Ertrag bei 12 mg/m3 Phosphor. 2014 gab es nur noch 241 t Ertrag. Seit 2012 hat sich der Phosphorgehalt halbiert und der Fischertrag geviertelt. 2015 gab es ein historisches Tief ohne Vorbild bei den Fangerträgen. Das Zehnjahres-Mittel beim Fangertrag ist von 10 t auf 1,5 t gesunken.

  • Die Fischerei ist geschrumpft, von 400 Fischern sind jetzt vielleicht noch 70 Fischer aktiv. Die Fischerei hat sich von der genossenschaftlichen Organisation zur einzelbetrieblichen Selbstvermarktung entwickelt (mit Veredelung und zusätzlichen Nischenprodukten).

  • Der Fischertrag insgesamt (was herausgeholt wurde) ist abhängig von vielen Faktoren: Netze, andere Artenzusammensetzung. Auch Eingriffe zur Erhöhung des Fangertrags in der Vergangenheit haben einen Einfluss.

Fragen

[Die Rubrik 'Fragen' zeigt das Ergebnis des ersten Dialogforums, die Frageliste als Grundlage für den Faktencheck. Weitere Fragen wurden von den Teilnehmenden ergänzt]

In wie weit hat die Verringerung der Maschenweite Einfluss auf die Erträge? (4 Pkte.)

Weitere Fragen / Ergänzungen / Vertiefungsfragen:

  • Hätte man 1950 mit heutigen Fischerei-Methoden ebenso viel Fisch gefangen?

Konsensformulierungen

[Als Ergebnis des zweiten und dritten Dialogforums zeigen die Konsensformulierungen, in welchen Punkten die verschiedenen Nutzergruppen des Bodensees übereinstimmen]

Wie ist die soziokulturelle und wirtschaftliche Situation der Berufsfischerei heute?

Bis vor wenigen Jahren hatte der Anteil der Binnenfischerei am Bodensee mengenmäßig eine wichtige Bedeutung für die Deckung des lokalen Bedarfs an Bodensee-typischen Fischen. Auch für den Tourismus spielt die Bodenseefischerei als Werbeträger eine wichtige Rolle.

Berufsfischerei im Haupterwerb bedeutet, etwa 60-80% des Familieneinkommens sollten aus der Fischerei erwirtschaftet werden, das sind ca. 6,5 t Fang pro Patent und ca. 50-80.000 € Umsatz. Das ist derzeit am Bodensee für die Berufsfischer nicht möglich, der momentan verwertbare Fangertrag ist beim gegenwärtigen Zustand stark verringert (aktuell ca. 2,5 t pro Patent).

Die IBKF orientiert die Zahl der Patente an den zu erwartenden Fangmengen im Jahr 2020 (ca. 80 Patente = ca. 500 t). Dies entspricht nicht mehr der gegenwärtigen Situation.

2012 konnte nach einer Marktstudie noch gut die Hälfte des Felchenbedarfs aus Wildfang vom Bodensee abgedeckt werden. Inzwischen gehen die Fänge zurück, während der Bedarf eher zunimmt. Exakte statistische Daten fehlen jedoch.

Darüber hinaus gibt es den soziokulturellen Wert der Berufs- und Angelfischerei am Bodensee, der nicht so leicht in Zahlen gefasst werden kann, der jedoch erheblich ist. Hier wäre eine umfassende Wertschöpfungsstudie wünschenswert.

In wie weit hat die Verringerung der Maschenweite Einfluss auf die Erträge?

Bisher konnte der Fischertrag und der Fischbestand unter anderem mit der Maschenweite der Netze nachhaltig reguliert werden. Für eine weitere Verringerung der Maschenweite gibt es in der aktuellen Situation keinen Konsens. Wir haben keinen Überbestand an jungen oder kleinwüchsigen Felchen, sondern einen Zuwachs an anderen Fischarten (Konkurrenz zwischen Beständen).

Hätte man 1950 mit heutigen Fischerei-Methoden ebenso viel Fisch gefangen wie heute?

Die Frage ist für das aktuelle Problem der Ertragsfähigkeit des Bodensees nicht relevant.